Wellness, Fitness und Freizeitspaß sind aktuell die wichtigsten Schlagworte, wenn es um Urlaub und Freizeit geht. Besonders interessant ist diese Kombination: Wellness und Camping.

Darüber streiten sich die Geister: Fließt nun die Donau in den Inn oder umgekehrt? Denn teilweise scheint es so, dass in der so genannten „Dreiflüssestadt“ in Niederbayern der Inn das Kommando übernimmt. Denn zu Füßen der Burganlage Veste Niederhaus fließt von links zunächst die Ilz und kurz danach von rechts der Inn in die „schöne blaue“ Donau. Aber das Wasser der Ilz ist schwarz, da der Fluss Moorgebiete passiert. Dagegen sind die mächtigen Fluten des Inns, die von den Alpen anrollen, smaragdgrün, erst recht, wenn im Frühjahr die Schneeschmelze einsetzt. Dann dominiert sattes Grün eindeutig Schwarz und Blau, was allerdings auch mit einem Trick des Inns zusammenhängt: ihm fehlt im Gegensatz zur 6,80 Meter tiefen Donau mit niedrigen 1,90 Metern der nötige Tiefgang, so dass seine Wasser die der Donau einfach überströmen.

Rottal bei Passau

1662 legte ein Feuer Passau gründlich in Schutt und Asche. Mit dem Wiederaufbau erhielt sie ihr heutiges, barockes Aussehen mit südländischem Ambiente, ein Flair, das Bad Griesbach, 25 Kilometer südlich von Passau im Rottal, nicht für sich reklamieren kann. Die ländliche Gemeinde wird überhaupt erst 1953 zur Stadt erhoben. Doch liegt da ihr Schatz schon im Verborgenen: die Nikolaus-, Marien- und Karlsquelle.Aber Bad Griesbach achtet auf seine einträglichen Wasser und will sie nicht teilen, auch nicht mit Wolfgang Hartl, der als Hotelkaufmann den bäuerlichen Betrieb 1984 übernimmt und einen Campingplatz mit Restaurant gründet. Bald folgen Massagepraxis, Natur-Badeteich, Sole-Freibecken, Hallenschwimmbad mit Whirlpool, Dampfgrotte und Salz-Ruheraum. Fehlt nur noch das Thermalwasser. Doch das bringt inzwischen ein Tanklastwagen – aus genannten Gründen allerdings aus dem nahen Österreich.

Seit 2007 existiert eine Allgemein- und Badearztpraxis unter eigener Leitung, die alle von den Krankenkassen anerkannten und bezuschussten Anwendungen anbietet. Ein umfangreiches Wellness-Angebot steht ebenfalls zur Verfügung inklusive Kosmetik, Fußpflege und Frisör. Während Niederbayern mit guter Luft und gesunden Heilwassern Punkte sammelt, wird die Reise Richtung Südwesten landschaftlich immer spektakulärer. Schuld ist das Alpenpanorama, das im Allgäu einen seiner Höhepunkte erreicht. Hier hat der „Kini“, der bayerische Märchenkönig Ludwig II., seinen Traum einer heilen Welt mit Neuschwanstein in Stein gegossen.

Tausend und einer Nacht

Und ganz in der Nähe führt Familie Mayr seit 1954 ihren Campingbetrieb. In den sechziger Jahren wird „Hopfensee“ ein Ganzjahresplatz, der auch Wintercamping möglich macht, mit eigenen Schleppliften und Eisstockschießen. Und Anfang der achtziger Jahre entsteht eine eigene Kurabteilung, der 1996 die Erweiterung mit einem Wellness-Bereich folgt. Und wie beim Kini mit seinem Schloss geht auch hier ein Traum in Erfüllung, aber diesmal der von „Tausend-und-einer-Nacht“.

Es entstand unter anderem der Alhambrahof mit Duftbrunnen, ein aufwendig gestalteter Ruheraum im arabischen Stil. Und die Anwendungen reichen von der Garshan-Seidenhandschuh-Massage über das Ziegenbutter-Cremebad bis zu Hopi-Ohrenkerzen. Eine besondere Erfahrung ist auch das Rasul, ein Ganzkörper-Peeling mit verschiedenen Heilerden im Aroma-Dampfbad mit abschließender Ölbehandlung.Während der Hopfensee in Allgäu mit einer gesamten Wasserfläche von knapp zwei Quadratmetern wie ein Kleinod im Alpenvorland liegt, ist der Bodensee in siebzig Kilometern Entfernung ein richtiger Superlativ. Das schwäbische Meer ist mit 535 Quadratkilometern nach dem Platten- und dem Genfersee flächenmäßig der drittgrößte See Mitteleuropas. Die Region ist außerdem mit Lagen zwischen 400 und 560 Metern über Null das höchstgelegene deutsche Weinbaugebiet. Und auch Obst gedeiht hier prächtig, nur findet damit nicht jeder sein Auskommen.

So beschloss oberhalb des Bodensees 1970 die Familie Wirth in Markdorf ihren Hof von Obstbau auf die Beherbergung von Campingurlaubern umzustellen. Dabei blieb die bäuerliche Tradition aber stets präsent, auch wenn der Betrieb mit 370 Stellplätzen und integriertem Hotel inzwischen – wie übrigens auch Hopfensee – zu den Superplätzen des ADAC zählt, was in der Branche einem Ritterschlag gleichkommt: überall stehen noch die Obstbäume und das Vieh weidet gleich auf der Wiese dahinter.

Weinwanderung inklusive Winzervesper

„Wir wollen authentisch bleiben“, beschreibt Maria Wirth das Credo ihres Betriebes. Gerade im großzügigen Wellness-Bereich, für den der Wirthshof weithin bekannt ist, spielt Regionalität wie die Traubenkern-Body-Maske oder der Ganzkörperfeuchtigkeitspackung aus Apfel eine zentrale Rolle. Ein typisches Herbstprogramm wäre hingegen eine Weinwanderung inklusive Winzervesper und verschiedene Wellness-Anwendungen, unter anderem mit Traubenkernöl. Weiter geht’s zu den beiden letzten Wellness-Tempeln auf dieser Reise im Süden von Deutschland, zunächst ins Münstertal zum gleichnamigen Campingplatz. Dort dachte sich 1968 Arthur Ortlieb: „Viel zu schade nur für Rindviecher und die Landwirtschaft“ und gründet 1968 einen Campingplatz mit Blick auf den Belchen. Acht Jahre später übernahm der Sohn Wilfried das Kommando. Und heute ist eine preisgekrönte Superanlage mit 309 Stellplätzen entstanden, die europaweit Maßstäbe setzt, etwa mit ihren Sanitärgebäuden: in den Gängen stehen dekorative Möbel, bequeme Wartebänke, dezente Musik klingt aus den Lautsprechern. Die Gäste müssen eventuell ein paar Minuten warten, bis sich die Türe zu einem der Waschräumen mit Erwachsenen- und Kinderbecken sowie Dusche oder den 40 Badezimmern öffnet. Die haben zusätzlich noch eine Toilette. Echten Komfort genießen dagegen die Eigner der 40 Mietbadezimmer, die teilweise sogar mit Bidet ausgestattet sind.

Das Münstertal

Der Wellness-Bereich im Münstertal verfügt über Kosmetik-Studio, Sauna, Massage, Solarium und eine komplette Praxis für Physiotherapie und Krankengymnastik, anerkannt von allen Kassen. Darüber hinaus bietet Ortlieb aber auch noch ein Freizeit- und ein Hallenbad inklusive Wassergymnastik, Tennisplätze, Minigolf, einen Angelweiher und einen Biotop genannten Teich mit Enten, in dem die Kinder Fische füttern, bis der See kocht. Im Gegensatz zum Münstertal startet der Schwarzwälder Hof in nur zehn Jahren von Null zum Superplatz. Der Landwirt Robert Schwörer erkennt die Chance, als die Gemeinde Seelbach im Schuttertal beschließt, einen Campingplatz anzulegen. Und Schwörer hat für den Schwarzwälder Hof auch schon konkrete Vorstellungen, nachdem er 1996 in der Schweiz ein so genanntes Naturstammhaus besichtigt hatte: „Ich war völlig fertig. So wird‘s gebaut und nicht anders.“ Bei dieser Konstruktionsweise wird die Kontur der Stämme mit der Kettensäge so angepasst, dass sie nahtlos aufeinander liegen, nur mit einer Lage Flachs dazwischen.

So entstand Deutschlands größtes Naturstammhaus. Mit allen Gebäuden wurden insgesamt 1500 Kubikmeter Holz verbaut, alles heimische Weißtanne. Die Anlage umfasst nicht nur Gruppenhäuser, Mini-Markt, Hotel und Restaurant, sondern auch einen Wellness-Bereich auf drei Ebenen inklusive Hallenbad für 80 Personen, der seinesgleichen sucht: von der Biosauna über Kneippgrotte und Solarium bis hin zu Behandlungsräumen. Strom und Wärme liefern Sonnenkollektoren und ein eigenes Blockkraft-Heizwerk. Ein komplettes, physiotherapeutisches Therapiegebäude ist bereits in Arbeit und auch der Außenbereich soll noch großzügiger gestaltet werden.So zeigt sich nach dieser Fahrt durch Süddeutschland, dass die Kombination von Camping und Wellness nicht nur eine Nische ist, in der sich Exoten wohl fühlen. Es ist regelrecht eine Wachstumschance für Spitzenbetriebe, die zusammenbringen, was zusammengehört: Freizeit und Erholung.